Ach ja, Antreten, gar "Still gestanden" auf der Vogelwiese - das ist
auch so eine liebgewonnene, gleichzeitig beschmunzelte Sache für sich.
Der Spieß holt seine Achtung gebietende
Trillerpfeife raus, pustet mit vollen Backen hinein - und erzeugt einen Ton,
der einen eher an das Summen eines modernen Wasserkessels oder eine
Gitarren-Stimmflöte erinnert (wobei, jetzt, wo ich's schreibe - der Spieß
hat doch früher einmal aktiv Gitarre gespielt. Sollte da vielleicht...?),
und befiehlt: "Kompanie - angetreten!" Aus allen Ecken unseres
Gefechtsstandes kommen die Schützen angeran - äh, angeschlendert. Nach drei,
vier Minuten kommen auch noch die, die noch ihr Bier austrinken mussten, und
wenn der ganze Haufen halbwegs auf einem Fleck steht, trudelt immer noch der
Eine oder Andere ein.
Jetzt kommt es dicke: "Richt Euch!"
Hah, man merkt: Unser Spieß hat gedient! Außer ihm aber nur noch eine handverlesene Zahl unserer Schützen, und
so nehmen wir beim "Augen geradeaus" schon die Haltung des Befehls nach der
Meldung an den Hauptmann vorweg: Ganz schön gerührt.
Aber, ganz ehrlich: nur so, und nicht anders soll es sein. Mir graut es bei
dem Gedanken, dass wir tatsächlich einmal alle Mann zum Antreten rennen, uns
scharf ausrichten, (wie ich selber als Mitglied der Chefredaktion der
Truppenzeitschrift "Heer" oftmals ablichten durfte/musste), möglicherweise noch mit Richtschnur, und dann zackig
stillstehen könnten. Nee, das hätte nix mit unserem Schützenwesen zu tun.
Nein, so wie es bei uns ist, so soll es sein.
Nicht, dass wir beim Großen Zapfenstreich am Ehrenmal nicht ordentlich in
Reih und Glied stehen, dem Anlass entsprechend Stille bewahren und ein
vernünftiges Bild abgeben könnten. Schützen wissen sich zu benehmen.
Militärisches Gehabe aber ist uns ein Graus. Schützen verleihen dem
Marschieren und Antreten einen ganz eigenen, liebenswerten Charme. Genau den
wollen wir hegen und pflegen!
Peter Rudolph |